Was ist Weihnachten eigentlich? Gedanken vom Meer

Die Frage, die ich mir nie gestellt habe
„Was ist Weihnachten eigentlich?"
Komische Frage, oder? Weihnachten ist doch klar. Familie. Tradition. Geschenke. Glühwein. Weihnachtsmarkt. Baum schmücken. Gans braten.
Doch ist es das wirklich?
Ich sitze hier auf unserer kleinen Terrasse in St. Pierre la Mer, Südfrankreich, Anfang Dezember, und stelle mir genau diese Frage.
Um mich herum: Das Rauschen des Meeres. Ein leichter Wind. 15 Grad. Keine bunten blinkenden Lichterketten. Keine Hektik. Kein Stress.
Und plötzlich fühlt sich die Adventszeit ganz leicht an.
Weihnachten ist, was wir daraus machen
Jahrelang habe ich Weihnachten nicht hinterfragt. Es war einfach da. Ein fester Termin im Kalender. Eine Tradition, die man befolgt.
Du dekorierst. Du backst. Du kaufst Geschenke. Du lädst die Familie ein. Du kochst. Du räumst auf. Du lächelst.
Und irgendwann fragst du dich: Warum mache ich das eigentlich?
Nicht, weil du es nicht magst. Sondern weil du gemerkt hast, dass es sich nicht mehr richtig anfühlt. Dass du funktionierst, statt zu leben. Dass Weihnachten zu einer Pflicht geworden ist, nicht zu einem Fest.
Und dann triffst du eine Entscheidung.
Das erste Mal: Mut oder Wahnsinn?
Vor drei Jahren haben wir es zum ersten Mal gemacht. Heiligabend nicht zu Hause. Sondern hier. In Südfrankreich.
Die Reaktionen? Gemischt.
„Aber das geht doch nicht!" – „Gerade zu Weihnachten!" – „Was sagt denn die Familie dazu?"
Die Frage, die niemand gestellt hat: Was sage ich selbst dazu?
Ich sage: Es war eine der besten Entscheidungen meines Lebens.
Nicht, weil ich die Familie nicht liebe. Nicht, weil ich Traditionen nicht mag. Sondern weil ich gemerkt habe: Ich darf Weihnachten so feiern, wie es mir guttut.
Dieses Jahr fühlt sich ohnehin alles ganz anders an. Zwei Abschiede in kurzer Zeit haben vieles auf den Kopf gestellt und uns emotional ordentlich durchgerüttelt.
Weihnachten ohne Minusgrade und mit Meer
Hier in Südfrankreich ist alles anders.
Kein Schnee. Keine Kälte. Stattdessen 10 bis 18 Grad, manchmal sogar wärmer. Ein kleiner Weihnachtsmarkt in St. Pierre la Mer, ein größerer in Narbonne – aber nichts Überwältigendes. Keine Menschenmassen. Keine Hektik.
Weihnachten in Frankreich ist leise.
Es gibt hier nur kleine Weihnachtsmärkte und wunderschöne Dekorationen. Die Franzosen mögen es besinnlich. Zurückhaltend. Fast meditativ.
Außer beim Essen.
Ah, das Essen! Austern, Foie Gras, Champagner, unglaubliche Käsesorten, frisches Baguette, Macarons, Tarte Tatin. Hier wird Weihnachten zelebriert – mit Genuss, nicht mit Stress.
Wenn der 24. Dezember ein ganz normaler Tag ist
Was mich am Anfang am meisten überrascht hat: Der 24. Dezember ist in Frankreich ein ganz normaler Tag.
Keine Hektik am Vormittag. Keine Panik, weil noch etwas fehlt. Die Geschäfte haben geöffnet – bis abends. Du kannst in Ruhe einkaufen gehen, durch die Straßen schlendern, einen Kaffee trinken.
Es fühlt sich an wie ein ganz normaler Samstag.
Erst abends wird es feierlich. Dann setzt man sich zusammen, genießt ein gutes Festessen – oft Meeresfrüchte, Austern, Champagner – und freut sich auf den nächsten Tag. Abends gehen viele zur Christmette. Die "Messe de minuit" ist Teil der traditionellen französischen Weihnachtsfeiern.
Denn der 25. Dezember ist der eigentliche Weihnachtstag.
An diesem Tag ruht alles. Die Geschäfte sind geschlossen. Am Weihnachtsmorgen gibt es die Geschenke. Die Menschen feiern mit ihren Familien.
Und danach? Am 26. Dezember ist wieder ein ganz normaler Tag. Keine Feiertag mehr. Das Leben geht weiter.
Für uns Deutsche wirkt das anfangs seltsam. Doch es hat etwas Befreiendes.
Man hetzt nicht. Man plant nicht wochenlang. Man genießt einfach – einen Tag, ein Essen, ein Zusammensein.
Père Noël statt Christkind
Auch die Geschenke kommen hier anders.
Nicht das Christkind bringt sie, sondern Père Noël – der Weihnachtsmann. mit dem Schlitten.
Auf den Weihnachtsmärkten rund um Narbonne stehen große Briefkästen, in die Kinder ihre Wunschzettel werfen können. Direkt an Père Noël. Mit echter Adresse. In Narbonne gibt es auch ein Haus von Père Noël. Die Kinder können ihn besuchen und Fotos mit ihm machen.
Es ist verspielter, weniger aufwendig, irgendwie lockerer als bei uns.
Doch es hat denselben Zauber. Die Kinderaugen leuchten genauso. Die Vorfreude ist genauso groß.
Nur mit weniger Perfektion und der Druck ist kleiner.


Mit 60+ darfst du Weihnachten neu erfinden
Weißt du, was mich an dieser Entscheidung am meisten überrascht hat?
Dass ich so lange gewartet habe.
Jahrelang habe ich gedacht: „Irgendwann mache ich das mal anders." Irgendwann, wenn Kind und Enkelkinder größer sind. Irgendwann, wenn die Zeit richtig ist. Irgendwann.
Doch wann ist die Zeit richtig? Genau: JETZT.
Das ist es, was ich in den letzten Jahren gelernt habe – nicht nur bei Weihnachten, sondern überhaupt. Mit 60+ darfst du aufhören zu warten. Du darfst aufhören, dein Leben auf später zu verschieben.
Die Zukunft ist JETZT. Nicht irgendwann.
Und das gilt auch für Weihnachten. Für Traditionen. Für all die Dinge, bei denen wir denken: „Das macht man halt so."
Nein. Das MACHT man halt so.
Doch wir sind nicht mehr die Frauen, die wir mit 30 oder 40 waren. Wir haben gelernt. Wir haben viel erlebt. Wir wissen, was uns guttut – und was nicht.
Und wir dürfen danach leben.
Das ist keine Rebellion. Das ist kein Egoismus. Das ist einfach nur: Authentisch im JETZT leben.
Nicht zurückblicken und denken: „Früher war alles besser." Nicht nach vorne schauen und warten: „Irgendwann wird es anders." Sondern jetzt schauen und sagen: „Jetzt mache ich es so, wie es mir guttut."
Das ist Freiheit. Das ist Leben.
Was ich vermisse – und was nicht
Vermisse ich meine Familie? Ja natürlich.
Meine Mutter ist in Deutschland. Die Kinder. Die Enkelkinder. Natürlich ist da Wehmut.
Doch ich habe gelernt: Vermissen ist nicht dasselbe wie bereuen.
Ich vermisse sie, weil ich sie liebe. Doch ich bereue diese Entscheidung nicht.
Wir werden über WhatsApp Video miteinander sprechen. Uns sehen. Lachen. Erzählen. Und vielleicht ist das sogar intensiver als manches Weihnachten, bei dem man zwar am selben Tisch sitzt, aber gedanklich woanders ist.
Was ich nicht vermisse? Den Stress. Die Erwartungen. Das Gefühl, funktionieren zu müssen.

Weihnachten ist kein Ort – es ist ein Gefühl
Hier am Meer habe ich verstanden: Weihnachten ist kein Ort. Es ist ein Gefühl.
Das Gefühl von Frieden. Von Dankbarkeit. Von Verbundenheit.
Das kann man im Wohnzimmer finden. Oder am Strand. Oder in den Bergen. Oder ganz woanders.
Doch man findet es nicht, wenn man sich selbst dabei verliert.
Jahrelang habe ich Weihnachten für andere gemacht. Und das war schön. Wirklich.
Doch irgendwann habe ich gemerkt: Ich bin auch wichtig.
Traditionen können auch einengen
Traditionen sind wunderbar. Sie geben Halt. Sie verbinden. Sie schaffen Erinnerungen.
Doch es muss für dich stimmig sein.
Wenn du Weihnachten feierst, weil du es so immer gemacht hast – nicht, weil es dir guttut –, dann ist es Zeit, etwas zu ändern.
Du darfst Traditionen brechen. Du darfst Nein sagen. Du darfst neue Wege gehen.
Die Menschen, die dich wirklich lieben, werden das verstehen.
Was, wenn du es auch anders machen willst?
Vielleicht liest du das hier und denkst: „Schön für sie, aber ich könnte das nie."
Warum nicht?
Weil die Familie enttäuscht wäre? Weil es sich falsch anfühlt? Weil du Angst hast vor der Reaktion?
Ich verstehe das. Ich hatte dieselben Ängste.
Doch weißt du, was passiert ist, als wir es das erste Mal gemacht haben?
Nichts Schlimmes.
Die Familie war anfangs überrascht. Manche haben es nicht verstanden. Doch niemand hat uns verstoßen. Niemand hat aufgehört, uns zu lieben.
Und die meisten haben irgendwann gesagt: „Gut, dass ihr das macht. Ich hätte mich das nie getraut."
Weihnachten anders feiern – ein paar Gedanken
Weihnachten anders zu feiern bedeutet nicht, dass du wegfahren musst.
Es kann auch bedeuten:
Die Hauptsache ist: D erlaubst dir, es so zu machen, wie es DIR guttut.
Die Welt geht nicht unter. Die Familie liebt dich trotzdem. Und du wirst überrascht sein, wie befreiend es sich anfühlt.
Ein Gedanke zum Schluss
Weihnachten ist das Fest der Liebe.
Doch Liebe beginnt bei dir selbst.
Du kannst nicht für andere da sein, wenn du dich selbst verlierst. Du kannst nicht geben, wenn du leer bist. Du kannst nicht lieben, wenn du dich selbst vergisst.
Also erlaube dir, Weihnachten so zu feiern, wie es DIR guttut.
Das muss nicht Südfrankreich sein. Das muss nicht das Meer sein. Das kann auch zu Hause sein – nur eben anders.
Doch was auch immer du machst: Mach es für dich.
Nicht aus Pflicht. Nicht aus Gewohnheit. Sondern weil es sich richtig anfühlt.
Die Zukunft ist JETZT. Dein Leben ist JETZT. Dein Weihnachten ist JETZT.
Und du darfst es so gestalten, wie du es brauchst.
Frohe Weihnachten. Wo auch immer du bist.
Deine Gabi

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Ein kleiner Brief von meinem Sofa auf deins.
Jeden Montag schicke ich dir passend zu meinem neuen Video meine ganz persönlichen Gedanken. Wir sprechen über das Leben mit 60+, über Neuanfänge und die Kraft, die mit den Jahren kommt.
Manchmal nachdenklich, manchmal mit einem Augenzwinkern, aber immer von Herzen.
Ganz unaufgeregt und entspannt. Gedanken, die ich gerne mit dir teilen möchte.
Wenn es dich inspiriert, dann freue ich mich.